Aktionswoche Schuldnerberatung

Die diesjährige bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung findet vom 07.06. bis 11.06.2021 statt. Sie steht unter dem Motto „Der Mensch hinter den Schulden“. Gerade die Corona-Krise zeigt, dass das Thema Überschuldung nicht ein Phänomen einzelner Zielgruppen wie Sozialleistungsempfänger ist, sondern dass es jeden treffen kann. Durch Kurzarbeit und fehlende Einnahmemöglichkeiten Solo-Selbstständiger sind Menschen in eine massive finanzielle Schieflage geraten. Menschen, für die Überschuldung vorher nie ein Thema war, sehen sich plötzlich mit Schreiben von Inkassodiensten, gerichtlichen Schreiben oder gar Kontopfändungen konfrontiert. Diese Schreiben und Vollstreckungsmaßnahmen lösen Unsicherheit aus, schüren Ängste und lassen für manche die Situation ausweglos und existenzbedrohlich erscheinen. Die Betroffenen benötigen kompetente Unterstützung und Begleitung durch die Schuldnerberatung.

Leider sind auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie im Rahmen der Aktionswoche keine größeren und öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen möglich, die auf die Lage aufmerksam machen. Einige Beratungsstellen in Sachsen haben aber im Vorfeld der Aktionswoche Interviews mit Betroffenen geführt, die sie über verschiedene Kanäle veröffentlichen. Diese Beispiele zeigen eindrücklich die große persönliche Not auf, die eine Überschuldung mit sich bringen kann. Da ist die erdrückende Angst vor dem Gang zum Briefkasten, der voll ist von Mahnschreiben. Da ist der Mann mittleren Alters, der für seine Rentenzeit Vorsorge treffen wollte, das mühsam Ersparte jetzt aber zur Tilgung von Schulden einsetzen muss. Da ist die Familie, die ihre Kinder die eigene Armut nicht spüren lassen will und ihnen jeden Wunsch erfüllt. Da ist der Sohn, der unverhofft erbt und damit beinah in die Schuldenfalle getappt wäre, weil sein Vater überschuldet war. Ohne die wirksame Hilfe der Schuldnerberatung wären diese Menschen möglicherweise noch weiter in die Abwärtsspirale geraten.

Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung in unserem Land, die langfristig mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen hat, ist abzusehen, dass die Nachfrage nach Schuldnerberatung zukünftig noch steigen wird. Die Landesfachstelle unterstützt daher nachdrücklich die Forderungen der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV), die Initiatorin der Aktionswoche ist:

  • Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung gesetzlich absichern,
  • die Schuldnerberatung bedarfsgerecht ausbauen und die Finanzierung sichern,
  • Wohnraum bei überschuldeten Menschen sichern
  • Kinder existenzsichernd finanziell absichern
  • Negativmerkmale bei Auskunftsdateien schneller löschen

Das Forderungspapier der AG SBV können Sie hier im Volltext lesen.