Beteiligungsformat Armuts- und Reichtumsbericht

Die Bundesregierung erstellt im Auftrag des Deutschen Bundestages in jeder Legislaturperiode einen Armuts- und Reichtumsbericht (ARB). Dieser Bericht dient als Instrument zur Überprüfung politischer Maßnahmen. Ziel des Berichts ist es, Zahlen und Fakten aber auch Einstellung darzustellen und eine Entwicklung über die Jahre abzubilden.

Im aktuellen Koalitionsvertrag heißt es: „Bei der Erstellung des 7. Armuts- und Reichtumsberichts richten wir auch einen Fokus auf verdeckte Armut und beziehen Menschen mit Armutserfahrung stärker ein“ (S. 61)

Diesem Gedanken folgend hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales einen Beteiligungsprozess für Menschen mit Armutserfahrungen beauftragt.

Der Beteiligungsprozess wird vom Organisationsberatungsinstitut Thüringen (ORBIT e.V.) mit verschiedenen Online-Beteiligungsformaten umgesetzt. Dabei sollen sowohl Menschen mit Armutserfahrungen zu Wort kommen, als auch Akteurinnen und Akteure im Feld der Armutsbekämpfung und Armutsprävention.

Wie die Koordinierungsstelle Schuldnerberatung Schleswig-Holstein richtigerweise anmerkt, gibt es eher ein Handlungs- als ein Erkenntnisdefizit im Bereich Armut. Gleichwohl wirbt sie um die aktive Teilnahme der Beraterinnen und Berater. Dem schließt sich die Landesfachstelle an und lädt dazu ein, an der Online-Befragung teilzunehmen. Nach eigener Erfahrung entspricht der angegebene Zeitaufwand von fünf Minuten in etwa dem tatsächlich benötigten.

Hier geht es zur Beteiligung: Befragung (armut-das-geht-uns-alle-an.de)

Weitere Informationen gibt es auf der Seite des Instituts: armut-das-geht-uns-alle-an.de

Dennoch eine Kritik, die im Grunde unmittelbar nach Erscheinen des Koalitionsvertrags von allen Seiten hätte kommen müssen und die sich allein schon durch den Titel „Armuts- und Reichtumsbericht“ zwingend aufdrängt: Wie steht es denn um eine Befragung von „Reichtumsbetroffenen“? Reichtum ist ein nicht annähernd so gut erforschtes Feld wie Armut. Aber: „Reichtum markiert genauso die soziale Ungleichheit, die in der Bevölkerung als eines der größten Probleme der Gegenwart angesehen wird. Mehr Informationen über die Einkommenskonzentration am oberen Ende der Pyramide könnten die Diskussion versachlichen…“ heißt es in dem lesenswerten Artikel „Defizite der Reichtumsforschung“ von Bäcker und Kistler. Nicht erst zum nächsten Armuts- und Reichtumsbericht sollte sich der Fokus auf die Reichtumsforschung richten. Die Landesfachstelle wird alle sich bietenden Möglichkeiten nutzen, dieses Anliegen weiterzutragen.